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Nubien - Land am Nil

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Bibliotheca Historica

[ Einleitung | Cap. 01-14 | Cap. 15-29 | Cap. 30-41 ]
[ Cap. 42-56 | Cap. 57-70 | Cap. 71-84 | Cap. 85-98 ]

- Cap. 15-29 -


Capitel 15 / Osiris und Isis; Hermes. Ihre Verdienste und Entdeckungen.

Unter Osiris soll in der Aegyptischen Landschaft Thebäis eine Stadt mit 100 Thoren erbaut worden seyn, welche zuerst nach dem Namen seiner Mutter, von den Spätern aber Diospolis [Stadt des Zeus], von Einigen auch Thebä genannt wurde. Ueber die Gründung dieser Stadt sind übrigens nicht blos die Geschichtsschreiber, sondern auch die Aegyptischen Priester selbst ungewiß. Denn Viele berichten, Thebä sey nicht unter Osiris, sondern viel später von einem andern König erbaut, dessen Geschichte wir an ihrem Ort im Einzelnen beschreiben werden. "Sie bauten (so erzählt man weiter von Osiris und Isis) für ihre Eltern, Zeus und Hera, einen Tempel, der durch seine Größe und seine prächtige Ausstattung merkwürdig war, auch zwei heilige Gemächer von Gold für Zeus, das größere für den himmlischen, das kleinere für ihren Vater, den König, welchen Einige Ammon nennen. Auch den andern oben genannten Göttern errichten sie goldene Heiligthümer, und ließen die Verehrung jedes Einzelnen durch aufgestellte Priester besorgen. Vorzüglich geachtet waren bei Osiris und Isis die Erfinder von Künsten und von nützlichen Arbeiten. Daher ließen sie in Thebäis, wo man Kupfer und Goldbergwerke eröffnet hatte, nicht nur Waffen zur Jagd und Werkzeuge für den Ackerbau verfertigen, in der rühmlichen Absicht, das Land zu entwildern, sondern auch Bildsäulen der Götter und Prachtvolle goldene Tempel errichten. Osiris war selbst ein Freund des Feldbaues; er war im glücklichen Arabien erzogen, in Nysa, nicht weit von Aegypten; darum erhielt er bei den Griechen, die aus dem Namen seines Vvaters Zeus und dem dieses Orts zusammengesetzte Benennung Dionysos. Nysa erwähnt auch der Dichter in den Hymnen, (FNJ?) und er setzt es in die Gegend von Aegypten, wenn er sagt:

"Nysa liegt auf hohem Gebirge mit blühende Waldung, von Phönicien fern, doch nah' dem Aegyptischen Strome."

Osiris entdeckte bei Nysa den Weinstock, und erfand dnn auch die Behandlung dieses Gewächses; er war der Erste, welcher Wein trank, und die andern Menschen den Weinbau lehrte und den Gebrauch des Weins, wie auch die Bereitung und Aufbewahrung desselben. Am höchsten unter Allen ehrte er den Hermes, der mit einer besonderen Gabe zu Erfindungen, welche der menschlichen Gesellschaft nützen konnten, ausgerüstet war."

 

16 / Osiris und Isis; Hermes. Ihre Verdienste und Entdeckungen.

"Durch Hermes erhielt nämlich die allgemeine Sprache ihre erste Ausbildung, und Vieles was vorher nicht bezeichnet war, seine Benennung. Von ihm kommt die Erfindung der Buchstabenschrift und die Anordnung des Götterdienstes und der Opfer her. Er war der Erste, welcher die Stellung der Gestirne und die Harmonie und das Wesen der Töne beobachtete. Er erfand die Fechtkunst, und lehrte taktmäßig Bewegung und die Bildung des Körpers zu gefälligem Umstande. Die Leier, welche er machte, hatte drei Saiten, um die drei Jahreszeiten anzudeuten. Denn er nahm drei Töne an, einen hohen, tiefen und mittleren; der hohe entspricht dem Sommer, der tiefe im Winter, der mittlere dem Frühling. Auch die Griechen bekehrte er über den Ausdruck in der Sprache [hermeneia]; daher sein Name Hermes. Ueberhaupt gebrauchte ihn Osiris als Tempelkanzler; (hierogrammateus, das ist Verfasser und Bewahrer der heiligen Urkunden) mit ihm besprach man sich über alles, und handelte meistens nach seinem Rath. Auch der Oehlbaum ist von ihm erfunden, nicht von Athene, wie die Griechen behaupten."

 

17 / Zug des Osiris

"Da Osiris ruhmbegierig und wohlthätig war, brachte er ein großes Heer zusammen, in der Absicht, die ganze Welt zu durchwandern, und allen Menschen die Weinpflanzug und den Bau des Waizens und der Gerste zu lehren. Denn er hoffte, wenn er der Verwilderung der Menschen ein Ende machte, und sie an eine mildere Lebensweise gewöhnte, so würde ihm um dieses wichtigen Verdienstes willen göttliche Ehre zu Theil werden. Und so geschah es auch. Nicht blos seine Zeitgenossen, welchen die Gabe zu gut kam, sondern auch alle späteren Geschlechter verehrten diejenigen, welche so angenehme Nahrungsmittel entdeckt und eingeführt hatten, als die ruhmwürdigen Götter. Nachdem Osiris in Aegypten die nöthigen Einrichtungen gemacht, übergab er seiner Gemahlin Isis die oberste Gewalt, und stellte ihr als Rathgeber den Hermes zur Seite, weil unter allen seinen Freunden Dieser durch Klugheit sich auszeichnete. Als Oberfeldherrn im ganzen Reich ließ er den Hercules zurück, Einen seiner Verwandten, der wegen seiner Tapferkeit und Körperstärke bewundert war. Zu Statthaltern bestellte er in den gegen Phönicien und andere Meere gelegene Länder den Busiris, und in den an Aethiopien und Libyen grenzenden den Antäus. Nun brach er von Aegypten auf mit seinem Heer; er nahm auf seinem Zuge auch seinen Bruder mit sich, welchen die Griechen Apollo nennen. Dieser war ebenfalls der Entdecker eines Gewächses, nämlich des Lorbeers, den man überall diesem Gott namentlich zueignet. Die Entdeckung des Epheu's hingegen wird in Aegypten dem Osiris zugeschrieben; er ist disem Gott auch geheiligt, wie bei den Griechen dem Dionysos, und in der Sprache der Aegypter heißt der Epheu das Gewächs des Osiris zum heiligen Gebrach wählt man ihm lieber, als den Weinstock, weil dieser die Blätter verliert, jener aber das ganze Jahr immer grün bleibt. Dieselbe Bestimmung gaben die Alten auch andern fortgründenden Pflanzen, der Aphrodite weihten sie die Myrthe, dem Apollo den Lorbeer, der Athene den Oehlzweig."

 

18 / Zug des Osiris

"Den Osiris begleiteten auf seinem Heereszuge zwei Söhne, Anubis und Macedo. Sie thaten sich durch Tapferkeit hervor, und schon ihre Rüstung hatte etwas Außerordentliches; sie war von zwei Thieren genommen, die als Sinnbilder ihres Muthes gelten konnten. Anubis hatte das Felle eines Hundes, und Macedo eine Wolfshaut über sich geworfen. Deßwegen wurden auch diese Thiere in Aegypten verehrt. Ferner nahm Osiris auf dem Zuge den Pan mit sich, der in Aegypten vorzüglich verehrt wird. Die Einwohner haben ihm nicht nur in jedem Tempel Bildsäulen gesetzt, sondern sogar eine Stadt in Thebais erbaut, die seinen Namen führt; sie wird von den Eingebornen Chemmo genannt, d. h. Pan's Stadt. Auch des Feldbau's kundige Männer waren im Gefolge des Osiris, Mars, welcher den Weinbau, und Triptolemus, der die Anpflanzung und die gesammte Besorgung des Getreides verstand. Als Alles gerüstet war, trat Osiris die Wanderung durch Aethiopien an nachdem er den Göttern gelobt hatte, das Haupthaar wachsen zu lassen, bis er nach Aegypten zurückkäme. Aus diesem Grunde war noch bis auf die neuere Zeit in Aegypten die Sitte herrschend, daß man, wenn man eine Reise machte, das Haar nicht beschor, bis man nach Hause zurückkehrte. Während er in Aethiopien war, wurden ihm die Satyrn vorgeführt, eine Völkerschaft, die an den Hüften behaart seyn soll; denn Osiris lachte gern und war ein Freund der Tonkunst und des Tanzes. Darum hatte er auch eine Gesellschaft von Musikern um sich, und drunter neun Jungfrauen, welche gute Sängerinnen und auch sonst gebildet waren, Dieselben, die bei den Griechen die Musen heissen. Ihr Vorsteher war Apollo, welcher daher den Namen Musagetes hat. Die Satyrn nun, die sich zu Tanz und Gesang, wie zu jeder Art von Spiel und Belustigung eigneten, wurden auf die Wanderung mitgenommen. Denn Osiris war nicht kriegslustig und wollte Niemand in Schlachten unf Gefahren treiben; er wurde ja als Wohlthäter von jedem Volke wie ein Gott aufgenommen. In Aethiopien machte er die Einwohner mit dem Ackerbau bekannt, gründete bedeutende Städte, und ließ dann Statthalter und Einnehmer der Abgaben im Lande zurück."

 

19 / Zug des Osiris

"Während man damit beschäftigt war, geschah es, daß der Nil, um die Zeit, da der Stern Sirius mit der Sonne aufgeht (wo gewöhnlich der Strom am stärksten anwächst), durchbrach und einen großen Theil von Aegypten überschwemmte; den hauptsächlich, über welchen Prometheus die Aufsicht hatte, so daß in dieser Gegen beinahe Alles umkam. Aus Betrübniß wollte sich Prometheus schon das Leben nehmen. (Wegen der Geschwindigkeit und Gewalt womit sich der Strom ergoß, nannte man ihn den Adler.) Der unternehmende Hercules aber, voll Entschlossenheit und Eifer, verstopfte schnell die durchgebrochene Oeffnung, und leitete den Fluß in sein voriges Bett zurück. Dieser Begebenheit haben Griechische Dichter in die Fabel eingekleidet, Hercules habe den Adler getödtet, der an der Leber des Prometheus fraß. Der älteste Name des Flusses war Okeame, so viel als Ocean im Griechischen; darauf hieß man ihn den Adler, wegen des Durchbruchs; später wurde er Aegyptus genannt, nach einem König des Landes. Dafür zeugen die Worte des Dichters: "Stellt' ich im Strom Aegyptus die zwiefach rudernden Schiffe."1 Der Ort nämlich, wo sich der Fluß in's Meer ergießt, ist der alte Stapelpla[t]z von Aegypten, Thonis genannt. Zuletzt erhielt der Fluß die Benennung, von einem König Nileus. Osiris zog noch bis an die Grenzen von Aethiopien; sodann ließ er den Strom auf beiden Seiten eindämmen, daß er zur Zeit des Anschwellens das Land nicht mehr stärker, als es zuträglich wäre, überschwemmen, daß aber doch durch die zu diesem Zwecke erbauten Schleusen gerade so viel Wasser als nöthig ist, langsam hereingelassen werden konnte. Hierauf setzte er seine Wanderung fort, durch Arabien, am rothen Meere hin, bis zu den Indern und an die Grenze der Welt. Er gründete auch in Indien viele Städte; eine darunter nannte er Nysa, um ein Andenken an die in der Gegend Aegyptens gelegene Stadt, in welcher er erzogen war, zurückzulassen. In dem Indischen Nysa pflanzte er Epheu [Efeu], und dieses Gewächs findet man noch dort, aber sonst nirgends in ganz Indien und den benachbarten Ländern. Er hat in jener Gegend noch viele andere Spuren seines Aufenthalts zurückgelassen, welche die spätern Inder veranlaßten, Zweifel über die Abkunft des Gottes zu erregen, und zu behaupten, er stamme aus Indien."

1 Homer, Odyssee, XIV. 258.

 

20 / Zug des Osiris

"Auch mit der Elephantenjagd beschäftigte er sich. Ueberall ließ er Säulen zum Gedächtniß seines Zuges errichten. Er durchwanderte noch die übrigen Länder in Asien, und führ dann über den Hellespont nach Europa herüber. In Thracien tödtete er den Lykurg, den König eines Nichtgriechischen Volks, der sichseinen Unternehmungen widersetzte. Den Maro, der schon im hohen Alter stand, ließ er als Aufseher über die Pflanzungen in diesem Lande zurück, und hieß ihn eine Stadt erbauen, die er nach seinem Namen Maronea nannte. Sein Sohn Macedo mußte als König in dem nach ihm benannten Lande Macedonien bleiben, und Triptolemus die Aufsicht über den Landbau in Attika führen. So hatte Osiris endlich die ganze Welt durchwandert, und sich um die Menschheit durch die Mitheilung der mildesten Früchte verdient gemacht. Wenn in einem Lande der Weinstock nicht fortkam, so lehrte er ein Getränk aus Gerste bereiten, das an Wohlgeruch und Stärke dem Weine beinahe gleich kommt. Bei seiner Zurückkunft nach Aegypten brachte er überallher die herrlichsten Geschenke mit, und mit allgemeiner Uebereinstimmung wurde dem edeln Wohlthäter die Unsterblichkeit und gleiche Ehre mit den Himmlischen zuerkannt. Nachdem er dann von den Menschen zu den Göttern hinübergegangen war, so wurden ihm von Isis und Hermes Opfer gebracht, und was sonst zur Verehrung der erhabensten Götter gehört. Sie verbanden mit seinem Dienste geheime Weihen, und führten viele heilige Gebräuche ein, um die Macht dieses Gottes zu verherrlichen."

 

21 / Sein Tod

Vom Tode des Osiris durften die Priester, durch eine alte Ueberlieferung gebunden, nichts aussagen, Allein im Laufe der zeit geschah es einmal, daß Einige das Geheimniß unter das Volk brachten. "Osiris (so erzählt man), der rechtmäßige Beherrscher von Aegypten, wurde von seinem Bruder Typhon, einem gewaltthätigen, ruchlosen Menschen, ermordet. Dieser zerstückte den Leichnam in 26 Theile, und gab Jedem derr Mitschuldigen ein Stück; denn er wollte sie Alle des Gräuls theilhaftig machen, weil er hoffte, sie würden um so standhafter für ihn kämpfen und ihm die Herrschaft sichern. Isis aber, des Osiris Schwester und Gemahlin, rächte den Mord mit Hülfe ihres Sohnes Horus. Sie tödtete den Typhon und seine Genossen, und wurde Königin von Aegypten. Die Schlacht fiel am Ufer des Flusses vor, in der Nähe eines Dorfs, welches jetzt Antäus heißt; es liegt gegen Arabien zu, und hat seinen Namen von dem durch Hercules überwundenen Antäus, einen Zeitgenossen des Osiris. Isis fand nun alle Theile des Leichnams auf, außer den Geschlechtstheilen. Das Begräbniß ihres Gemahls wollte sie geheim halten, und doch unter allen Einwohnern von Aegypten feiern lassen; und diesen Zweck erreichte sie auf folgende Weise. Um jeden der Theile ließ sie einen ganzen Menschenkörper aus Wachs und wohlriechenden Kräutern bilden, an Größe dem Osiris gleich. Dann berief sie die Priester je nach ihren Zünften, und ließ sie Alle schwören, Niemand zu offenbaren, was ihnen anvertraut würde; jeder einzelnen Zunft derselben aber sagte sie insbesondere, ihnen allein werde die Bestattung des Leichnams übergeben; sie erinnerte sie an die Wohlthaten des Osiris, und forderte sie auf, seinen Leichnam in der Heimath zu begraben, und ihn als Gott zu verehren; auch sollten sie ein bei ihnen einheimisches Thier, welches sie wollten, heiligen, und das, so lang es lebte, ehren, wie sie zuvor den Osiris geehrt, nach seinem Tode aber eben so feierlich, wie ihn, bestatten. Damit die Priester schon um ihres Vortheils willen die verlangte Gottesverehrung besorgten, gab ihnen Isis den dritten Theil des Landes zum Dienste der Götter und zu den heiligen Gebräuchen. Aus Rücksicht auf Osiris Verdienste und aus Gefälligkeit gegen die Bitten der Isis, überdieß noch durch die Schenkung gewonnen, thaten die Priester Alles, wie sie es angeordnet hatte. Daher kommt es, daß noch jetzt jedes Priestergeschlecht glaubt, bei ihnen sey Osiris begraben, und seine besonderen von Anfang an geheiligten Thiere verehrt, und bei ihrem Tode über den Gräbern die Klage um Osiris erneuert. Die heiligen Stiere aber, Apis und Mnevis genannt, sind dem Osiris geweiht, und ihre göttliche Verehrung ist allgemein eingeführt in ganz Aegypten. Denn diese Thiere sind es, die den Erfindern des Ackerbaues am meisten Hülfe leisteten bei der Aussaat sowohl als bei der Benützung der Feldfrüchte zum allgemeinen Gebrauch."

 

22 / Sein Tod

"Isis schwor nach dem Tode des Osiris, keine Ehe mehr einzugehen; sie blieb Königin ihre ganze Lebenszeit, und ihre Regierung war höchst gerecht, und für die Unerthanen wohlthätig wie keine andere. Auch der Isis wurde, nachdem sie dem Kreise der Menschen entrückt war, göttliche Verehrung zu Theil. Bebraben wurde sie in Memphis, wo man noch gegenwärtig ihr Grabmal zeigt, im heiligen Haine des Hephästos." Andere behaupten, nicht in Memphis liegen die Leichname dieser Gottheiten, sondern an der Grenze von Aethiopien und Aegypten, auf der Insel des Nil's, auf welcher Philä liegt, und die ebendaher den Namen des heiligen Feldes haben soll. Denkzeichen weist man noch jetzt auf dieser Insel vor, nämlich das für Osiris erbaute Grab, das von den Aegyptischen Priestern insgesammt verehrt wird, und die um das Grab her liegenden 360 Opferschaalen. Diese müssen, sagt man, die dazu bestellten Priester jeden Tag mit Milch füllen, und unter Wehklagen die Namen der Gottheiten anrufen. Deßwegen sey die Insel auch für Niemand zugänglich, als für die Priester; und die Leute in Thebais (die ältesten Einwohner von Aegypten) sehen alle das als en heiligsten Eid an, wenn man bei dem in Philä ruhenden Osiris schwöre. Auf die oben beschriebene Weise sollen diejenigen Glieder des Osiris, die man auffinden konnte, bestattet worden seyn; die Geschlechtstheile aber, behauptet man, habe Typhon in den Fluß geworfen, weil keiner seiner Genossen sie annehmen wollte. Isis habe sie übrigens ebensowohl, als die anderen, göttlicher Ehre gewürdigt, indem sie in den Tempeln ein Bild davon aufstellen ließ, das sie zu verehren befahl; es werde auch dieses Glied bei den Weihen und Opfern für den Gott Osiris als das wichtigste Betrachtet, und ihm die tiefste Ehrfurcht gewidmet. Darum werde es ebenfalls von den Griechen, welche aus Aegypten die Orgien und Bacchusfeste erhalten haben, bei den geheimen Weihen (Mysterien) und bei dem diesem Gott geheiligten Opferdienste unter dem Namen Phallos verehrt.

 

23 / Osiris als Dionysos

Von Osiris und Isis bis auf Alexander's Regierung, der in Aegypten die nach ihm benannte Stadt gründete, sollen es über 10,000 Jahre seyn, nach einigen Schriftstellern nahe an 23,000. Die Nachricht, daß jener Gott zu Thebä in Böotien geboren und ein Sohn des Zeus und der Semele sey, erklären die Aegypter für grundlos. "Orpheus hatte nämlich (so erzählen sie) bei seinem Aufenthalt in Aegypten die Weihe empfangen und an den Bachischen Mysterien Theil genommen; nun versetzte er aus Gefälligkeit gegen die Cadmeer, bei denen r beliebt und geehrt war, die Geburt des Gottes in ihr Land. Das Volk nahm gerne die Gebräuche und Mysterien an, zum Theil aus Unwissenheit, zum Theil, weil sie wünschten, daß der Gott für einen Griechen gälte. Die Gelegenheit, welche sich dem Orpheus darbot, die Geburt und die Verehrung des Gottes zu verlegen, war diese. Cadmus1, aus dem Aegyptischen Thebä gebürtig, hatte mehrere Kinder. Eine seiner Töchter, Semele, wurde von einem Unbekannten verführt und schwanger, nach Verfluß von sieben Monaten gebar sie eine Kind von der Gestalt, wie sich die Aegypter den Osiris vorstellen. Solche Kinder kommen gewöhnlich nicht lebendig zur Welt, sey es nun, weil dieß wider den Willen der Götter, oder weil es gegen die Ordnung der Natur ist. Als Cadmus erfuhr, was geschehen war, so ließ er, eines Orakels eingedenk, das ihn die Gebräuche der Väter bewahren ließ, das Kind in Gold einfassen, und, als ob in ihm Osiris unter den Menschen erschienen wäre, die ihm gebührenden Opfer darbringen. Als Vater gab er den Zeus an, sowohl um den Osiris zu verherrlichen, als von der verführten Tochter die Beschimpfung abzuwenden. Daher verbreitete sich auch unter den Griechen die Sage, des Cadmus Tochter, Semele, habe dem Zeus den Osiris geboren. In der Folgezeit kam Orpheus, durch seinen Gesng und seine Kenntniß von Religionsgebräuchen und Lehren unter den Griechen hochberühmt, als Gast zu den Cadmeern nach Theben, wo ihm ausgezeichnete Ehre widerfuhr. Mit der Aegyptischen Götterlehre vertraut, setzte er die Geburt des alten Osiris in eine spätere Zeit, und führte, den Cadmeern zu Gefallen, neue Mysterien ein, in welchen man die Eingeweihten lehrte, Dionysos sey ein Sohn des Zeus und der Semele. Die Leute hielten sich an diese Gebräuche, weil sie sich theils aus Unwissenheit täuschten, theils durch den Rath des Orpheus in solchen Dingen vertrauensvoll leiten, hauptsächlich aber, weil sie, wie gesagt, den neuen Gott gerne für einen Griechen gelten ließen. Außer den Mythographen trug auch die Zunft der Dichter, die jene Lehre häufig auf die Schaubühne brachten, das Ihrige bei, daß sie fester, unveränderlicher Glaube bei der Nachwelt wurde. Ueberhaupt eignen die Griechen die gefeiertsten Heroen und Götter, wie auch die Colonien der Aegypter, gerne sich zu."

1 Er hatte in das Böotische Thebä nach der gewöhnlichen Sage eine Phönicische, nicht eine Aegyptische Colonie geführt.

 

24 / Hercules

"Auch Hercules, der Held, der einen großen Theil der Welt durchwanderte und die Säule in Libyen setzte, ist ein Aegypter von Geburt. Die Beweise dafür können wir (sagen die Aegypter) von den Griechen selbst entlehnen. Es ist ja allgemein anerkannt, daß Hercules den Olympischen Göttern im Kriege wider die Giganten Hülfe geleistet hat; nun ist es durchaus nicht wahrscheinlich, daß die Erde zu der Zeit die Giganten hervorgebracht haben sollte, in welcher nach den Berichten der Griechen Hercules lebte, ein Menschenalter vor dem Tojanischen Kriege; sondern viel glaublicher ist unsere Behauptung, es sey geschehen bei der anfänglichen Entstehung der Menschen; von da an zählte man nämlich in Aegypten mehr als 10,000, vom Trojanischen Krieg hingegen weniger als 1200 Jahre. Ebenso schickt sich die Keule und die Löwenhaut nur für den ältern Hercules; denn in der frühern Zeit wehrte man sich mit Knitteln gegen die Feinde, weil noch keine Waffen erfunden waren, und gebrauchte Thierfelle zur Bedeckung. Für einen Sohn des Zeus halten auch wir den Hercules; aber, Wer seine Mutter war, wissen wir nicht. Der Sohn der Alkmene aber ist über 10,000 Jahre jünge; er hieß anfänglich Alcäus, und erhielt erst später den Beinamen Heracles, nicht, wie Matris behauptet, weil er durch die Hera (Cleos) Ruhm erlangte, sondern weil er, demselben Ziele, wie der alte Hercules, nachstrebend, Erbe seines Ruhms und seines Namens wurde. Mit unserer Angabe stimmt ferner die unter den Griechen seit länger Zeit verhaltene Sage überein, Hercules habe die Erde von wilden Thieren gereinigt. Dieß ist von Dem, welcher kurz vor der Trojanischen Zeit gelebt, nicht wohl zu glauben; denn damals sah es in den meisten Gegenden der Welt schon freundlicher aus, da bereits Land und Städte gebaut wurden und die Bevölkerung überall zahlreich war. Besser schickt sich die Entwilderung der Erde für den andern Hercules, welcher der ältesten Zeit angehört, da die Menschen noch durch die Menge der Thiere überwältigt wurden, zumal in der Gegend von Aegypten, wo noch jetzt das höher liegende Land eine menschenleere Wildniß ist. Natürlich sorgte Hercules für dieses sein Vaterland, und säuberte es von wilden Thieren, um dem Ackerbau vorzuarbeiten; wegen dieses Verdienstes wurde ihm dann göttliche Ehre zu Theil. Auch Perseus war ein Aegypter. Isis wird von den Griechen ebenfalls in ein anderes Vaterland, nach Argos, versetzt, durch die Fabel von der Verwandlung der Io in eine Kuh."

 

25 / Isis; Horus

Die Nachrichten von diesen Gottheiten lauten überhaupt sehr verschieden. Dieselbe Göttin nennt man bald Isis, bald Demeter, bald Gesetzgeberin, bald Mondgöttin, bald Hera, bald mit allen diesen Namen zugleich. Den Osiris hat man als Eins bald mit Sarapis, bald mit Dionysos, mit Pluto, mit Ammon, zuweilen mit Zeus, häufig mit Pan betrachtet. Sarapis, sagen Einige, sey Derselbe, der bei den Griechen Pluto heisse. Von der Isis berichten die Aegypter, sie sey die Erfinderin vieler Arzneimittel, und in der Heilkunde sehr erfahren gewesen; daher sey es noch jetzt, nachdem sie unsterblich geworden, ihre größte Freude, die Menschen gesund zu machen, und den Bittenden gebe sie Heilmittel an im Traum, indem sie ihre Gegenwart du ihren Bitten jedem Hülfsbedürftigen wohl zu ihm, deutlich offenbare. Was sie dafür als Beleg anführen, seyen nicht, wie bei den Griechen, Fabelgeschichten, sondern Thatsachen, die vor Augen liegen. Beinahe die ganze Welt zeuge ja dafür durch den Eifer, womit man diese Göttin überall wegen ihrer heilbringenden Erscheinungen verehre; denn im Träume sich offenbarend gebe sie den Kranken Mittel an gegen ihre Leiden und, die ihrem Rathe folgen, werden unverhofft gesund. Manche Kranke, die von den Aerzten als unheilbar aufgegeben seyen, werden von der Isis gerettet, und Viele, welche des Gesichts oder des Gebrauchs anderer Sinne und Glieder ganz beraubt gewesen, erlangen wieder völlig, was sie verloren, wenn sie zu dieser Göttin ihre Zuflucht nehmen. Sie habe auch das Mittel der Unsterblichkeit erfunden, wodurch sie ihren Sohn Horus, der von den Titanen verfolgt, und im Wasser todt gefunden war, nicht nur wieder in's Leben erweckt, sondern wirklich der Unsterblichkeit theilhaftig gemacht habe. Dieser König, der Nachfolger seines Vaters Osiris nach dessen Abschied von der Welt, scheint der Letzte gewesen zu seyn, der vergöttert wurde. Seinen Namen Horus hält man für gleichbedeutend mit Apollo, und er soll die Arzney, und Wahrsagerkunst von seiner Mutter Isis gelehrt, und sich durch Oraklesprüche und Krankenheiligungen um die Menschheit verdient gemacht haben.

 

26 / Zeitrechnung der alten Aegypter. Giganten

Die Aegyptischen Priester rechen von der Regierung des Sonnengottes bis auf Alexanders Zug nach Asien ungefähr 23,000 Jahre. Nach ihrer Mythologie hätten die ältesten Götter über 1200, und die spätern wenigstens 300 Jahre regiert. Da diese Zahl von Jahren unglaublich schien, so haben Einige die Behauptung aufgestellt, im Alterthum, da die Bewegung der Sonne noch nicht genau bekannt war, habe man einen Umlauf des Mondes für ein Jahr gerechnet; wenn nun das Jahr blos 30 Tage gehabt, so wäre es nichts Unmögliches, daß einige 1200 Jahre gelebt hätten; auch jetzt noch gebe es ja Manche, die über 100 Jahre alt werden, während man 12 Monate auf ein Jahr rechne. Auf eine ähnliche Art sucht man die Nachricht zu erklären, daß die spätern Könige 300 Jahre regiert haben sollen. Zu ihrer Zeit nämlich habe das Jahr 4 Monate gedauert, mithin so lang, als jede der 3 Jahreszeiten, Frühling, Sommer, Winter (vgl. Cap. 11. J. Wurm); aus diesem Grunde nenne man auch bei den Griechen zuweilen die Jahre Horen1, und die Jahrbücher Horographien. Zu Zeit der Isis gab es nach der Mythologie der Aegypter Wesen mit vielfachen Leibern, welche bei den Griechen Giganten heissen, bei ihnen aber in den Tempeln abgebildet sind als abenteuerliche Gestalten, die von den Osirisbildern geschlagen werden. Einige behaupten, diese Wesen seyen aus der Erde geboren, da die Erde damals jüngst noch lebendige Geschöpfe hervorgebracht habe. Andere glauben, zu der Fabel daß sie vielfache Leiber gehabt, habe der Umstand Anlaß gegeben, daß sie durch Leibesstärke sich ausgezeichnet und viele Thaten vollbracht haben. Darin sollen die meisten Nachrichten übereinstimmen, daß sie in dem Krieg, welchen sie mit Zeus, Osiris und den andern Göttern angefangen, Alle umgekommen seyen.

1 Horoi, weil Horai der Griechische Name der Jahreszeiten ist.

 

27 / Denksäulen von Osiris und Isis

Man sagt, es sey in Aegypten gesetzlich geworden, was der Sitte aller andern Völker zuwider ist, daß man die Schwester heirathen darf, weil Isis in einer solchen Verbindung so glücklich war. Sie war ja, wie man erzählt, die Gemahlin ihres Bruders Osiris, und nach seinem Tode schwor sie, in keine Ehe mehr zu treten, rächte den Mord ihres Gatten, regierte bis an ihr Ende höchst gerecht, und stiftete sehr viel Gutes, das für die ganze Menschheit äusserst wichtig ist. Deswegen soll die Sitte eingeführt seyn, daß die Königin größere Gewalt hat und höher geehrt ist, als der König, und daß auch unter dem Volk das Weib über den Mann herrscht, welcher sich durch den Ehevertrag schriftlich verbindet, ihr in Allem zu gehorchen. Ich weiß wohl, daß einige Schriftsteller angeben, die Gräber jener Gottheiten seyen zu Nysa in Arabien, woher auch Dionysos der Nysäische heisse. Dort seyen auch den beiden Gottheiten Denksäulen gesetzt, auf welchen heilige Schriftzüge eingegraben seyen. Die Inschrift auf der Säule der Isis lautet also: "Ich Isis bin die Königin aller Länder, mein Lehrer war Hermes, und, was ich zum Gesetz erhoben, kann Niemand auflösen. Ich bin des jüngsten Gottes Cronos älteste Tochter. Ich bin die Gemahlin und Schwester des Königs Osiris. Ich bin die erste Erfinderin der Frucht, welche die Menschen nährt. Ich bin die Mutter des Königs Horus. Ich bin's, die im Gestirn des Hundes aufgeht. Mir ist die Stadt Bubastus erbaut. Heil, Heil dir, Aegypten, mein Mutterland!" Auf der Säule des Osiris soll die Inschrift so heissen: "Mein Vater ist Cronos, der jüngste unter allen Göttern. Ich aber bin der König Osiris, der alle Länder durchzogen hat, bis zu den unbewohnten Gebieten der Inder, und den Gegenden des Nordens, bis zu den Quellen des Isterflusses, und wiederum auf der andern Seite bis zum Ocean. Ich bin des Cronos ältester Sohn, entsprossen aus gutem und edlem Stamm, von Geburt dem Tage verwandt. Kein Ort ist in der Welt, wohin ich nicht gekommen wäre, um meine Wohlthaten überall auszutheilen." Soviel soll von der Inschrift auf den Säulen lesbar, das Uebrige aber (denn es geht noch weiter) durch die Länge der Zeit verdorben seyn. Die Sagen von der Bestattung jener Götter widrsprechen einander größtentheils, weil die Priester, welchen Stillschweigen über den eigentlichen Hergang der Sahe auferlegt ist, die Wahrheit nicht öffentlich kund werden lassen wollen, in der Meinung, daß Denen Gefahren drohen, welche die geheimen Nachrichten über die Götter unter dem Volk aussagen.

 

28 / Colonien der Aegypter

Die Aegypter behaupten, es seyen sehr viele Colonien von Aegypten in alle Gegenden der Welt ausgegangen. "Nach Babylon (sagen sie) führte Belus, den man für einen Sohn des Poseidon und der Libya hält, eine Colonie. Er lies sich an dem Flusse Euphrat nieder, und stellte Priester an, die, wie die Aegyptischen, von Abgaben und allen öffentlichen Leistungen befreit sind; bei den Babyloniern heissen sie Chaldäer. Sie sind es welche die Gestirne beobachten, auf dieselbe Weise, wie die Aegyptischen Priester, Naturkundigen und Sterndeuter. Aus Aegypten kamen ferner die Fremdlinge, mit welchen Danaus die Stadt Argos, beinahe die älteste in Griechenland, bevölkern half. Von dorther wanderten ebenso die Stammväter des Colchischen Volks am Pontus und die Indischen zwischen Arabien und Syrien ein. Darum ist bei diesen Stämmen von Alters her die aus Aegypten mitgebracht Sitte eingeführt, die neugebornen Knaben zu beschneiden. Die Athener sind Abkömmlinge Aegyptischer Ansiedler aus Sais; daß dort ihre Heimath ist, dafür können wir folgende Beweise geben. Keine andere Stadt in Griechenland, als Athen, heißt Asty, und diese Benennung ist von unserer (der Aegyptischen) Stadt Asty entlehnt, ferner ist die Ordnung und Eintheilung der Bürger in Athen dieselbe, wie in Aegypten, wo sie in drei Stände geschieden sind. Den ersten Stand bilden die so genannten Edeln, die durch wissenschaftliche Bildung als durch den äussern Rang ausgezeichnet sind, ebenso wie die Priester in Aegypten. Die zweite Klasse ist die der Landleute, welche Waffen tragen und für das Vaterland kämpfen müssen, wie in Aegypten Diejenige, welche Landbauern heissen, auch die streitbare Mannschaft liefern. Zum dritten Stand endlich werden die Arbeiter gerechnet, welche ein Handwerk treiben und die nothwendigsten Frohndienste leisten; und dieselbe Bestimmung hat diese Kasse auch in Aegypten. Auch einige Fürsten in Athen waren Aegypter. Petes, der Vater des Menestheus, welcher Letztere den Zug nach Troja mitmachte1, war unläugbar aus Aegypten, und erlangte dann in Athen nicht nur das Bürgerrecht, sondern die Königswürde. Warum er ein Doppelwesen war, davon konnten die Athener, nach ihrer einseitigen Ansicht, den wahren Grund nicht auffinden, während es doch am Tage liegt, daß er als Bürger von zweierlei Staaten, einem griechischen und einem fremden, ein Doppelwesen genannt wurde, halb Thier, halb Mensch."

1 Hier scheint eine Lücke im Text zu sein; das Folgende paßt nur auf Cecrops, einen ältern König von Athen.

 

29 / Colonien der Aegypter

"Ebenso war ein anderer König von Athen, Erechtheus, aus Aegypten gebürtig; Das beweisen wir auf folgende Art. Bekanntlich entstand eine große Dürre beinahe in der ganzen Welt, nur in Aegypten nicht, wegen der Eigenthümlichkeit des Landes; die Früchte verdarben, und viele Menschen kamen um; nun brachte Erechtheus aus Aegypten, weil er dort zu Hause war, eine Menge Getreide nach Athen, und die dankbaren Einwohner machten ihren Wohlthäter zum König. Nachdem er die Regierung angetreten, führte er die Weihen der Demeter in Eleusis ein und ordnete die Mysterien an; die Gebräuche derselben hatte er aus Aegypten mitgebracht. Die Ankunft dieser Göttin in Attika setzt die Ueberlieferung mit gutem Grund in diese Zeit, weil nämlich damals die Früchte, die ihren Namen führen, nach Athen gebracht wurden, und daher jetzt erst wieder entdeckt, und von Demeter mitgetheilt zu seyn schienen. Auch die Athener stimmen damit überein, daß gerade unter der Regierung des Erechtheus, nachdem zuvor die früchte durch die Dürre zu Grunde gegangen, Demeter zu ihnen gekommen sey, und die Gabe des Weizens gebracht habe, und daß ferner eben damals die Weihen und Mysterien dieser Göttin in Eleusis eingeführt worden seyen. Auch bei den Opfern und andern alten Gebräuchen wird es in Athen wie in Aegypten gehalten. So kommen die Eumolpiden (die Eleusinischen Priester) von den Aegyptischen Priestern, und die (Opfer-) Herolde von den Nischenträgern her. Die Athener sind die einzigen Griechen, die bei der Isis schwören. In ihren Vorstellungen und Sitten sind sie den Aegyptern sehr ähnlich." Mit diesen und vielen andern ähnlichen Gründen streiten die ehrgeizigen Aegypter, aber nach meiner Ueberzeugung nicht mit Recht, um eine so berühmte Pflanzstadt. Ueberhaupt wissen sie von sehr viele Colonien zu sagen, welche ihre Vorältern in verschiedene Gegenden der Welt ausgesandt haben sollen, weil die Macht ihrer Könige [s]o groß, und ihr Land mit Menschen überfüllt war. Da sie aber dafür keinen gültigen Beweis vorbringen, und kein angesehener Schriftsteller dafür zeugt, so halten wir ihre Berichte nicht der Aufzeichnung werth. So viel ist es, was wir von der Aegyptischen Götterlehre zu sagen haben. Von dem Lande selbst von dem Nil und von andern Merkwürdigkeiten wollen wir nun der Ordnung nach eine allgemeine Beschreibung geben.