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Geschichte
- Kuschitische
Dynastie -
Gegen Ende des Neuen Reichs
verlieren die Ägypter durch innenpolitische
Zerstrittenheit ihre Oberhoheit über Obernubien. Es
entwickelt sich eine neue Macht im Süden mit der
Hauptstadt Napata. Dort befand sich der "Heilige Berg" der
Ägypter (Gebel Barkal). Diese Vorstellung bildete sich
in jener Zeit heraus als Thutmosis III. dort einen
Militärstützpunkt errichten ließ. Die
Ägypter meinten in diesem Berg wohne eine
urtümliche Form des ägyptischen Reichsgottes Amun.
Dieser nubische Amun wurde als Doppelgänger des
thebanischen betrachtet und er war für sie ein Gott der
dem ägyptischen König als seinen Sohn die
Herrschaft über Ägypten und Kusch übertrug.
Die Kuschiten betrachteten sich als Könige vom Heiligen
Berg und diese Tatsache befähigte sie zu wahren
Herrschern über Ägypten.
Fürst Alara (um 785-760 v. Chr.) gilt als
Begründer eines neuen Zeitalters und schuf ein
obernubisches Reich. Es gibt eine Stele aus Kawa von ihm wo
er sich schon als Pharao gebärdet. Aber er nennt sich
nie offiziell König (= nsw). Sein Nachfolger Kaschta
dehnt das Reich auf Unternubien aus und nennt sich auf einer
Stele, von der Insel Elephantine, König von Ober- und
Unterägypten (= nsw-bjtj). Sein Nachfolger Pije sollte
die Geschichte Ägyptens prägen. Ägypten
bestand zu dieser Zeit (23., 24. Dynastie) aus
Lokaldynastien. Oberägypten unterstand zu jener Zeit
keinem König. Nach Theben wurden ausgewählte
Prinzessinnen lebenslänglich gesandt, um dort als
Gottesgemahlinnen eine Vermittlerrolle zwischen
Unterägypten (Könige) und Oberägypten
(Priesterschaft des Amuns) wahrzunehmen. Gegen Ende der 22.
Dynastie wurde die Gottesgemahlin mächtiger als der
Hohepriester des Amun und war damit praktisch die
Herrscherin über Oberägypten. Die Nachfolge dieses
Amtes wurde durch Adoption geregelt, da die
Gottesgemahlinnen keine Kinder haben durften (sozusagen eine
Art Nonne). Pije bewies sich als Fuchs und sorgte
dafür, dass seine Schwester adoptiert wurde, um somit
die Macht über Oberägypten, nach dem Tod von
Schepenupet, zu bekommen. Selbstverständlich passte das
Unterägypten überhaupt nicht und es formierte sich
ein Angriffspakt unter der Führung des barbarischen
libyschen Fürsten Tefnacht.
Man kam Seiner Majestät sagen: Ein Fürst des
Westens, der große Prinz in Neter (Gegend im zentralen
Nil-Delta), Tefnacht, hat sich des ganzen Westens vom
Hinterland (Delta) bis Iztaui (Stadt südlich von
Memphis) bemächtigt, indem er südwärts kam
mit einem zahlreichen Heer, während die "Zwei
Länder" sich hinter ihm vereinigten; und die Prinzen
und Herrscher befestigter Städte sind wie Hunde an
seinen Fersen. Keine Festung schloß ihre Tore in den
Provinzen des Südens. Sie öffneten die Tore aus
Angst vor ihm.
Pije beeindruckte die Nachricht aber nicht. Seine
ägyptischen Vasallen drangen um Hilfe.
Du willst ruhig bleiben und vergisst sogar die Provinzen
des Südlandes? Unterdessen treibt Tefnacht seine
Eroberung ran und findet keinen der ihn
zurückhält. Nemrod, Prinz von Hatweret
(Hermupolis), zerstörte seine eigene Stadt aus Angst,
dass er (Tefnacht) sie ihm wegnehme. Siehe, er folgt
Tefnachts Fersen, nachdem er die Lehenspflicht
gegenüber seiner Majestät (Pije) abgeworfen
hat.
Die Abwendung seines Vasallen Nemrod führte Pije vor
Augen wie wichtig ein eingreifen war, um zu verhindern, dass
die Libyer Ägypten überrennen würden. Er
schickte Truppen gegen Tefnacht, die aber nichts bewirkten.
Insbesondere die Belagerung der Stadt Hermupolis kam
überhaupt nicht voran. Diese Situation führte nun
zum persönlichen eingreifen in die Angelegenheit und er
machte die Vertreibung der Libyer zur Chef-Sache.
Ich schwöre, so wahr mich Re liebt, so wahr mein
Vater Amun mir günstig gesinnt ist: Ich werde selbst
nach Norden ziehen, um zu zerstören, was er (Tefnacht)
getan hat, um ihn vom Kämpfen abzuhalten für
immer.
Wie Pije seinen Feldzug begann zeigt die Verbundenheit mit
den ägyptischen Traditionen. Um seine Eingreifen
rechtens zu machen feierte er zuerst in Theben das
Opet-Fest, welches ihm zum Verteidiger des Staatskultes und
zum großen Beschützer des Amuns machte. Danach
zog er nach Hermupolis, intensivierte die Belagerung und
zwang Nemrod schließlich zur Aufgabe (Nemrod behielt
sein Leben). Ernsthaften Widerstand leistete zum Schluss nur
noch die Stadt Memphis. 728 v. Chr. unterwarfen die
Kuschiten schließlich ganz Ägypten und stellten
die Reichseinheit wieder her. Es entstand eine neue Form des
Doppelmonarchen. Während es vorher Ober- und
Unterägypten waren, sind es jetzt Ägypten und
Nubien. Nubien wurde von den Ägyptern nie ganz erobert
(bis zum vierten Katarakt). Typisch für ihre Herrschaft
ist die sogenannte Kuschitenkappe. Hinten hängen
Bänder bis zum Nacken herab und vorne befindet sich
eine neuartige Doppelkönigskobra (Uräus). Sie galt
als Zeichen für die Herrschaft über Nubien und
Ägypten. Die Darstellungen wurden von den Herrschern
der 26. Dynastie wieder auf eine Uräusschlange
umgeändert.
Kuschitenkappe -
König Schebitqu.
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Pijes Milde gegenüber
seinen Feinden stellte sich später als unklug heraus
(man achte auf seinen Schwur - oben). Tefnacht eroberte nach
seinem Rückzug wieder einen großen Teil
Unterägyptens, der nach ihm von Bokchoris regiert
wurde. Pije ging es aber hauptsächlich um den Schutz
des Reichsgottes Amun. Da er Theben nicht bedroht sah blieb
er in Napata und unterließ einen weiteren Feldzug
gegen die barbarischen Libyer.
Erst sein Bruder Schabaka sollte die Maat wieder herstellen.
In seinem zweiten Regierungsjahr zog er gegen den Sohn von
Tefnacht, Bokchoris (24. Dynastie). Er wurde von Schabaka
bei lebendigen Leibe verbrannt. Schabaka verlegte den
Königssitz von Napata nach Theben. Schon während
seiner Herrschaft wird das erstarken der Assyrer sichtbar.
Schabaka widmet seine besondere Aufmerksamkeit dem
Reichstempel in Karnak. Seine Pyramide steht in
El-Kurru.
Der Nachfolger von Schabaka und Sohn des Pije Schebitku
(Schabataka) betreibt eine offen antiassyrische
Außenpolitik. Schon in seinem zweiten Regierungsjahr
lieferte er sich eine Schlacht in Elteqeh mit Sanherib von
Assyrien. Nur das kleine Königtum Juda lag als
Pufferzone zwischen Ägypten und den Assyrern. Schebitku
versuchte die Judäer zum Wiederstand zu ermuntern.
Daraufhin erhielt der König von Juda folgendes
Schreiben vom assyrischen König Sanherib.
So spricht der Großkönig, der König von
Assyrien: Was hegst du noch da für eine Zuversicht?
Meinst du, bloße Worte seien schon Rat und Macht zum
Kampfe? Nun, auf wen verlässt du dich, dass du von mir
abtrünnig geworden bist? Siehe, du verlässet dich
auf diesen geknickten Rohrstab, auf Ägypten, der einen
jeden , der sich darauf stürtzt, in die Hand dringt und
sie durchbohrt. So macht es der Pharao, der König von
Ägypten, mit allen, die sich auf ihn verlassen.
Sanherib begann schließlich damit Jerusalem zu
belagern. Schebitku schickte ein Heer, unter Führung
des Kronprinzen Taharqa, nach Jerusalem. Aber die Hilfe
für Juda durch die Ägypter war gar nicht
nötig, da die Pest (oder eine andere Seuche) Assyrien
zum Rückzug zwang. Für viele Jahre bestand eine
Art Waffenstillstand und Ägypten stieg wieder zu neuer
Blüte auf. Das sorgte auch bei den Assyrern für
Respekt und sie wagten es vorerst nicht Ägypten
anzugreifen.
Der ägyptische Historiker Manetho gibt als ersten
König der 25. Dynastie König Schabaka an, aber wir
sehen heute schon Pije als den ersten König dieser
Dynastie. Pije wurde damals in der Stadt Heliopolis im
Tempel des Re als König anerkannt. Für Manetho
galt sicherlich der Ort der Residenz des Pharaos, welcher
bei Pije nicht in Ägypten war.
Nach ihm kommt Taharqa (Taharko) auf den Thron und wird das
Reich mit seiner regen Bautätigkeit erfreuen. Seine 26
Regierungsjahre sind die Blütezeit der 25. Dynastie. Er
baute und erweiterte zahlreiche Tempel, z.B.: Sanam, Napata,
Kawa, Semna, Qasr Ibrim, Buhen, Faras, Pnubs, Philae,
Medinet Habu, Memphis, Karnak etc.. In Karnak steht die
berühmte Taharqa-Säule. Übrig geblieben von
seiner Kolonnade vor der damaligen Tempelfront. Trotzdem
blieb auch während dieser guten Jahre für
Ägypten immer das Assyrienproblem bestehen. Im Jahre
674 v. Chr. konnte man die Assyrer noch zurückschlagen,
aber schon 669 v. Chr. gelang es den Assyrern Ägypten
zu erobern. Für Taharqa war es eine fatale Niederlage.
Er verlor seine Hauptgemahlin und seine Söhne an den
Feind. Sein Rückzugsort war die ehemalige Residenz
Napata in Nubien. 5 Jahre nach seiner Niederlage verstarb
er. Seine Pyramide ist in Nuri (Nubien).
Taharqa vom Widder
geschützt.
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Tanwetamini (Tanotamun)
gelang es zwar 663 v. Chr. noch einmal Ägypten wieder
zu erobern, aber schon nach einem Jahr kamen die Assyrer
zurück und beendeten die 25. Dynastie. Ein Fürst
aus dem Delta (Sais) mit dem Namen Psammetich I. wurde der
erste König der 26. Dynastie. Er war abhängig von
den Assyrern. Theben blieb weiterhin in kuschitischer Hand,
da eine Schwester des Pije (Schepenupet II.) immer noch
Gottesgemahlin war. Allerdings machte Psammetich I. den
gleichen Schachzug wie einst Pije und sorgte dafür,
dass nach ihrem Tod seine Tochter (Nitokris I.)
Gottesgemahlin in Theben wurde. Somit vollzog sich der
legitime Übergang von der 25. in die 26.
Dynastie.
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