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Geographika Strabon von Amaseia Strabons Erdbeschreibung
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Berlin und Stettin 1833
Strabon (Strabo), der griechische Historiker und Geograph, wurde 63 v. Chr. in Amaseia geboren. Seine Studienreisen führten ihn nach Armenien, Syrien, Ägypten, ans Rote Meer und bis an die Grenze des Sudan. Eines seiner Werke ist die "Geographika" die beinahe vollständig überliefert ist. In 17 Büchern behandelt Strabon die Grundlagen der wissenschaftlichen Geographie und gibt historische, ethnographische und mythologische Beschreibungen der damals bekannten Länder. Besondere Faszination übt vor allem die Beschreibung des Lebens vor gut 2000 Jahren aus. Neben seinen eigenen Beobachtungen stützte sich Strabon auf ältere geographische Werke und auch auf Berichte von Zeitgenossen. Er dürfte um 26 nach Christus gestorben sein. Das siebzehnte Buch, in drei Anschnitten, beschäftigt sich im Ersten mit Ägypten und im Zweiten mit Äthiopien (griech. für Nubien). Der Dritte befasst sich mit Mauretanien, Karthago und Kyrene. Ich habe die Rechtschreibung bewusst nicht bearbeitet und im Original von 1833 belassen. Was in Klammern [ ] eingeschlossen ist, sind Zusätze oder Erläuterungen, die nicht im Texte stehen. In der antiken Geschichtsschreibung gebrauchten die Griechen für Nubien den Namen Äthiopien.
Aethiopien Kurze Nachricht von
den Aethiopen, ihrem Priesterreiche zu Meroe und
ihren Sitten; dann noch Einiges über
Aegypten.
§ 1 Die Aethiopen, Bewohner der heissen Zone, führen ein eben so armseliges Leben, als die Bewohner der kalten; und wie die Menschen sind, so die Thiere. Manches von den Aethiopischen Völkern wurde schon in frühren Vorträgen erzählt, so dass zugleich mit Aigyptos auch Diese durchwandert sein können. Ueberhaupt aber müssen die dem ungemässigten und wegen Hitze oder Kälte unbewohnten Erdgürtel anliegenden Enden der bewohnten Welt Entartungen und Verschlechterungen des gemässigten Erdgürtels sein. Diese erkennt man aus dem Leben der Bewohner und ihrem Mangel an allem menschlichen Bedarf. Daher [auch die Aethiopen] kümmerlich und grösstenteils nackt und als Wanderhirten; ihr Zuchtvieh ist klein, Schafe und Ziegen und Kühe; auch die Hunde sind klein, aber beissig und wehrhaft; [aber auch selbst die] Bewohner sind klein. Vielleicht auch sind vom kleinen Wuchse dieser Menschen die Pygmaien erdacht und gefabelt; denn keiner der glaubwürdigen Männer behauptet sie gesehen zu haben.
Nahrung und Lebensweise der Aethiopen in Meroe, der Insel und Stadt. Beschreibung der Insel, nebst einigen ihrer Erzeugnisse. Die Aethiopen leben von Hirse und Gerste, von beiden sich auch Getränk bereitend. Statt des Oels haben sie Butter und Talg. Auch Baumfrüchte haben sie nicht, ausser Datteln in den königlichen Gärten. Einige essen auch Kraut, zarte Sprossen, Lotos und Rohrwurzeln; aber auch Fleisch, Blut, Milch und Käse. Als Götter verehren sie ihre Könige, welche zumeist wie Haushüter eingeschlossen sind. Ihr grösster Königssitz ist der Insel gleichnamige Stadt Meroe. Die Insel, sagt man, gleiche in Gestaltung einem Schilde; ihre Grösse wird vielleicht mit Uebertreibung angegeben, in Länge zu etwa dreitausend Stadien, in Breite zu tausend. Sie enthält auch viele Berge und grosse Wälder. Die Bewohner sind theils Wanderhirten, theils Jäger, theils Feldbauern. Auch sind dort Kupfergruben, auch Eisen- und Goldgruben, auch [verschiedene] Arten kostbarer Steine. Von Libye ist sie durch grösse Sanddünen abgeschlossen, von Arabia durch zusammenhängende Bergwände; oberhalb im Süden durch die Umfassung der Ströme des Neilos weiterer Stromlauf bis gen Aigyptos in der früher erwähnten Krümme des Flusses. In den Städten bestehen die Wohnhäuser aus zusammengeflochtenen Palmscheiten und Wänden aus Backstein. Das Salz wird gegraben, wie bei den Araben. Von Bäumen ist die Palme häufig und die Perséa oder Aigyptische Mandel, auch der Ebenholzbaum und Johannisbrodbaum. Die Jagt geht auf Elefanten, Löwen und Parder; auch mit Elefanten kämpfende Schlangen gibt es, und viele andere Thiere; denn diese entfliehen aus den heisseren und dürreren Gegenden in die feuchten und sumpfigen.
Der See Psebo. Sitten und Lebensweise der Aethiopen; Waffen, Götter, Todtenbehandlung, Verfassung unter Königen und Priestern. Ueber Meroe liegt der grosse
eine ziemlich bewohnte Insel enthaltende See Psebo. Da des
Neilos westliche Stromseite die Libyer, die jenseitige aber
die Aethiopen besitzen, so erfolgt, dass der Inseln und des
Uferlandes Beherrschung zwischen Beiden wechselt, indem die
Einen vertrieben den andren Stärkeren weichen. Die
Aethiopen bedienen sich auch vierelliger hölzerner und
angeglühter Bogen. Sie bewaffnen auch ihre Weiber,
deren die meisten ihrer Mundlippe einen kupfernen Ring
eingehängt haben. Da sie der Wolle entbehren, weil die
Schafe ziegenhaarig sind, so tragen sie Felle; Einige gehen
auch nackt, oder umgürten sich mit kleinen Fellen, oder
mit schön gewebten härenen Geflecht.
Erwähnung einiger in Aegypten einheimischen Pflanzen und Thiere, namentlich einiger Nilfische; dann der Ichneumon, die Aegyptische Otter, der Sperber und Ibis. Den Aigyptischen
Merkwürdigkeiten aber muss ich noch folgende
eigenthümliche beifügen, wie die Aigyptische
Bohne, von welcher die Trinkbecher, und die Papierstaude,
welche nur hier und bei den Indern wächst; die
Perséa oder Aigyptische Mandel, aber nur hier und bei
den Aethiopen, ein grosser süsse und grosse Frucht
tragender Baum; dann jener Maulbeer, welcher die so genannte
Frucht Sykomoron oder Feigenmaulbeere trägt; denn sie
gleicht einer Feige, ist aber wenig geachtet zur
Verspeisung. Auch das Korsion wächst dort, eine dem
Pfeffer ähnliche Naschfrucht, aber etwas
grösser.
Noch eingige Aegyptische Erzeugnisse und Sitten, besonders die Beschneidung beider Geschlechter. Nur wenige Fische gehen in den Nil aufwärts wegen der Krokodile; doch einige, und welche, und aus welchen Ursachen. Wahr ist auch des Herodotos
Nachricht, dass es Aigyptische Sitte ist, den Lehm mit den
Händen, hingegen den Teig zum Brodbacken mit
Füssen zu kneten. Auch der Kakes, eine eigene Art Brod,
ein Hemmungsmittel des Durchfalls, ist Aigyptisch; auch das
Kiki oder der Wunderstrauch, eine auf Feldern
ausgesäete Frucht, aus welcher Oel gepresst wird,
theils in die Lampe für fast alle Bewohner des Landes,
theils zu Salbe für die Aermeren und Arbeitsleute,
sowohl Männer als Weiber; auch die Kukina sind
Aigyptische Geflechte von einer gewissen Pflanze, und
gleichen dem Binsen- und Palmengeflecht. Das Gerstenbier
wird bei den Aigyptern zwar nach eigener Weise bereitet, es
ist aber vielen Völkern gemein; auch ist bei jedem die
Zubereitung verschieden. Auch Dieses ist eine ihrer
sorgfältigsten Bestrebungen, die geborenen Kinder alle
aufzuziehen; auch das Beschneiden, und das Anschneiden der
Mädchen, welches auch den Iudaiern gebräuchlich
ist; denn auch Diese sind, wie wir schon in ihrer
Darstellung erwähnten, ursprünglich Aigypter.
Den ersten Abschnitt über Ägypten gibt's bei den Kollegen. |