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Nubien - Land am Nil

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Bibliotheca Historica

[ Einleitung | Cap. 01-14 | Cap. 15-29 | Cap. 30-41 ]
[ Cap. 42-56 | Cap. 57-70 | Cap. 71-84 | Cap. 85-98 ]

- Cap. 42-56 -


Capitel 42 / Uebersicht des Bisherigen

Diodor's erstes Buch ist des Umfangs wegen in zwei Abtheilungen getrennt. Die erste Abtheilung enthält die Einleitung zum ganzen Werk [Cap. 1-5], und die Berichte der Aegypter von der Entstehung der Welt und der anfänglichen Bildung des Alls [Cap. 6. 7. 10.], ferner Nachrichten von Göttern, durch welche in Aegypten Städte gegründet sind, die den Namen der Erbauer erhalten haben [C. 12. 15. 18], von den ersten Menschen und ihrer frühesten Lebensweise [C. 8.-10.], von der Verehrung der Unsterblichen und der Erbauung der Tempel [C. 11-29]; sodann die Beschreibung der Lage von Aegypten [Cap. 30. 31] und der sonderbaren Erscheinungen am Nil [Cap. 32.-36], und die Behauptung der Geschichtsschreiber und Philosophen über die Ursachen von dem Anschwellen dieses Stromes, auch die Einwendungen gegen die einzelnen Erklärungen [Cap. 37-41]. In dieser zweiten Abtheilung nun liefern wir die Fortsetzung. Wir fangen mit der Geschichte der ersten Könige von Aegypten an, und erzählen ihre Thaten um Einzelnen bis auf den König Amasis, nachdem wir zuvor die Lebensart der ältesten Aegypter im Allgemeinen beschrieben haben.

 

43 / Lebensart der alten Aegypter

Die allererste Nahrung der alten Aegypter sollen Kräuter gewesen seyn, auch Stengel und Wurzeln von den Pflanzen, die in den Teichen wachsen, die sie aber vorher kosteten, um sie kennen zu lernen. Was sie zuerst und am häufigsten gegessen, sey das sogenannte Feldgras gewesen, das besonders süß sey, und hinreichende Nahrung für den menschlichen Körper gewähre. Es sey nämlich auch für das Vieh zuträglich, und man sehe deutlich, wie schnell es die Mästung befördere. Wie nützlich dieses Gewächs einst gewesen sey, daran erinnere die noch fortdauernde Gewohnheit, dass man eine solche Pflanze in die Hand nehme, wenn man zu den Göttern nahe, um zu beten. Die Aegypter glauben nämlich, der Mensch sey ein den Teichen und Sümpfen angehöriges Wesen; sie schließen das aus der Glätte und der natürlichen Beschaffenheit des Körpers, auch daraus, dass er mehr flüssiger als fester Nahrung bedarf. Die zweite Kost, sagt man, welche die Aegypter gewählt, habe in Fischen bestanden, die ihnen der Strom im Ueberfluß zuführt, besonders, wenn er nach der Überschwemmung zurücktritt und das Land abtrocknet. So haben sie auch das Fleisch von einigen Thieren gegessen, und die Häute derselben zur Kleidung gebraucht. Ihre Wohnungen haben sie von Rohr gebaut. Spuren davon seyen noch bei den Hirten in Aegypten übrig, die bis auf unsere Zeiten durchaus keine andern Wohnungen haben als von Rohr, und diese hinreichend finden. Nachdem sie diese Lebensart lange Zeit fortgesetzt, seyen sie endlich auf Speisen, die aus Früchten bereitet werden, übergegangen, zu denen auch das Lotosbrod gehöre. Die Entdeckung dieser Früchte schreiben einige der Isis zu, Andere einem der alten Könige, Namens Menas. Nach den Fabeln der Priester sind die Wissenschaften und Künste von Hermes, und, was man für das Leben bedarf, von den Königen erfunden. Darum soll in der alten Zeit die Königswürde nicht erblich gewesen. Sondern dem, der die meisten und die größten Verdienste im das Volk hatte, verliehen worden seyn; sey es nun, daß die Einwohner durch diese Sage die Könige ihres Zeitalters aufmuntern wollten, für das allgemeine Beste zu wirken, oder, daß sie jene Einrichtung wirklich in ihren heiligen Büchern beschrieben fanden.

 

44 / Könige von Aegypten

Nach einer ihrer fabelhaften Sagen regierten in Aegypten zuerst Götter und Heroen, nicht viel weniger als 18.000 Jahre lang, und der letzte Gott unter den Königen war Horus, der Isis Sohn, Menschen aber waren die Könige von Möris an, die zusammen beinahe 5000 Jahre regierten, bis zur hundert und achtzigsten Olympiade gerechnet, in welcher ich nach Aegypten gekommen bin, unter der Regierung des Ptolemäus, der zwölfte dieses Namens, sonst Auletes genannt, Vater der Cleopatra der sich den neuen Dyonisos nennt. "Während dieses Zeitraums (so berichten die Aegypter) waren die Könige größtentheils Eingeborne; nur kurze Zeit regierten Aethioper, Perser und Macedonier. Aethiopische Könige waren es vier, welche 36 Jahre lang herrschten, nicht unmittelbar sondern in Zwischenräumen nacheinander. Perser regierten, nach der Eroberung des Landes durch den König Cambyses, 135 Jahre, die Zeiten der Empörung mit gerechnet; die Aegypter lehnten sich nämlich auf, weil ihnen das harte Joch und die ruchlose Behandlung der vaterländischen Götter unerträglich war. Zuletzt führten Macedonier und ihre Abkömmlinge der Herrschaft 276 Jahre. Die ganze übrige Zeit stand das Land unter einheimischen Königen; es waren ihre 470 Männer und 5 Frauen." Von ihnen allen hatten die Priester in ihren heiligen Büchern Beschreibungen, die von Alters her immer den Nachfolgern überliefert wurden, und von der Leibesgröße jedes Königs, von seinen Eigenschaften und den Thaten eines Jeden nach der Zeitfolge Nachrichten gaben. Wenn wir die einzelnen Berichte von jedem König wiedergeben wollten, so wäre das zu weitläufig und zwecklos, da der Inhalt größtentheils unbedeutend ist; daher ist unsere Absicht, nur das Wichtigste von den Denkwürdigkeiten kurz zu erzählen.

 

45 / Menas. Busiris, der Erbauer von Thebä

"Der erste König von Aegypten (heißt es) nach den Göttern war Menas. Er machte das Volk mit der Verehrung der Götter und dem Opferdienst bekannt; auch ließ er für sie (?) Tische und Bänke mit kostbaren Polstern ausstellen; überhaupt führte er eine üppige und verschwenderische Lebensweise ein. Ein König, der viele Menschenalter später lebte, Tnephachtus, der Vater des weisen Bocchoris, mußte einmal auf einem Feldzug nach Arabien, wo ihm in der unwegsamen Wüste sein Vorrath zu Ende ging, einen ganzen Tag Mangel leiden, und sich dann mit einer sehr einfachen Kost, wie er sie bei gemeinen Leuten gerade antraf, begnügen. Sie schmeckte ihm aber vortrefflich, und er verdammte die Ueppigkeit und verfluchte den König, der zuerst einen größeren Aufwand eingeführt. So herzlich froh war er über den Tausch beim Essen und Trinken und Schlafen, daß er dem Fluch mit heiligen Schriftzügen an den Tempel des Zeus in Thebä eingraben ließ. (Dieß scheint der Hauptgrund zu seyn, warum Menas in spätern Zeiten nicht mehr so berühmt und so hoch geehrt war.) "Auf Menas folgte eine Reihe feiner Abkömmlinge, zusammen 52, welche über 1400 Jahre regierten," Es geschah unter ihnen nichts, das der Aufzeichnung werth wäre. "Darauf wurde Busiris König, und dann 8 seiner Nachkommen; der Letzte von ihnen, der denselben Namen führte wie der Erste, erbaute die große Stadt des Zeus, wie sie die Aegypter nennen, die bei den Griechen Thebä heißt. Er legte sie in einem Umkreis von 140 Stadien an, und verschaffte ihr durch große Gebäude, herrliche Tempel und andere Kunstwerke einen wunderbaren Glanz. Selbst die Häuser der Bürger ließ er theils zu vier, theils zu fünf Stockwerken bauen. Ueberhaupt wurde diese Stadt die blühendste nicht nur von Aegypten, sondern von der ganzen Welt. Weil die Kunde von ihrem ausserordentlichen Reichthum und ihrer Macht sich überall verbreitet hat, so erwähnt sie auch der Dichter, wenn er sagt:

"oder was Thebä hegt in Aegypten, wo reich die Wohnungen sind an Besitzthum; hundert hat sie der Thor, und es zieh'n zweihundert aus jedem, Rüstige Männer zum Streit, mit Rossen daher und Geschirren." (Hom. Il.IX.381.ff)

Einige behaupten übrigens, die Stadt habe nicht hundert Thore gehabt, aber viele und große Vorhallen an den Tempeln, und daher sey sie die hundertthorige, das heißt, die vielthorige, genannt worden. Das aber sey wahr, daß aus dieser Stadt 20,000 Streitwagen gegen den Feind zogen, Denn es habe in der Gegend am Fluß hinauf von Memphis bis zu dem Libyschen Thebä hundert Pferdestelle gegeben, wovon jeder gegen 200 Pferde fassen konnte, und noch jetzt zeigt man die Trümmer davon.

 

46 / Denkmäler von Thebä

Aber nicht von diesem König allein, sondern auch von vielen der spätern wird uns berichtet, sie haben sich eifrig bemüht, die Stadt empor zu bringen. Durch zahlreiche und kostbare Kunstwerke von Silber und Gold, auch von Elfenbein, durch eine Menge colossaler Bildsäulen, auch durch Obelisken aus einem Stein gebaut sey diese Stadt verherrlicht gewesen wie keine andere unter der Sonne. Unter vier Tempeln von bewunderungswürdiger Schönheit und Größe habe einer, der älteste, 13 Stadien im Umfang und eine Höhe von 45 Ellen, und die Mauern seyen 24 Fuß breit. Der Größe von aussen entspreche die Pracht der Weihegeschenke im Innern, die von sehr hohem Werth und mit ausgezeichneter Kunst gearbeitet gewesen seyen. Die Gebäude seyen bis auf die meisten Zeiten stehen geblieben; das Silber und Gold aber und das kostbare Elfenbein und Gestein sey von den Persern geraubt worden, zu der Zeit, da Cambyses die Aegyptischen Tempel verbrannte. Eben damals haben die Perser, weil sie diesen Schatz (osten?) mitgenommen und auch Künstler aus Aegypten berufen haben, jene berühmten Paläste in Persepolis und Susa, und in Medien gebaut. So groß aber soll um diese Zeit der Reichthum von Aegypten gewesen sein, daß man, nachdem die Ueberreste nach der Plünderung verbrannt waren, doch davon noch allmählig über 300 Talente Goldes und beinahe 2300 Talente Silbers zusammenbrachte. Es sollte dort [in Thebä] ferner Gräber der alten Könige seyn, die an Pracht zu über treffen den Spätern bei ähnlichen Werken unmöglich habe gelingen können. Die Priester behaupteten, in ihren Beschreibungen fänden sie 47 Königsgräber, aber bis auf Ptolemäus, Lagus Sohn, waren nur 17 übrig geblieben, diese waren zu der Zeit, da ich in jene Gegenden kam, in der hundert und achtzigsten Olympiade, größtentheils zerstört. Uebrigens erzählen das nicht nur die Aegyptischen Priester aus ihren Urkunden, sondern auch viel griechische Reisende, die unter Ptolemäus, Lagus Sohn nach Thebä gekommen sind, und dann die Geschichte von Aegypten beschrieben haben, namentlich Hecatäus, stimmen mit den Berichten überein.

 

47 / Grabmal des Osymandyas

"Von den ersten Gräbern (so erzählt man nämlich) in welchem die Kebsweiber des Zeus beigesetzt seyn sollen, ist 10 Stadien entfernt das Grabmal eines Königs, mit dem Namen Osymandyas. Am Eingang desselben ist ein Thurm-Säulenthor1 Von bunten Steinen gebaut, 200 Fuß lang, und 45 Ellen hoch. Von da kommt man in eine steinerne viereckige Säulenhalle, deren Seite 400 Fuß lang ist. Statt der Säulen wir sie von Gestalten lebender Wesen getragen, welche 16 Ellen hoch, aus einem Stein gehauen und nach alterthümlicher Weise gebildet sind. Die ganze Decke besteht auf eine Breite von 12 Fuß aus Einem Steine, und ist mit Sternen auf blauem Grunde besäet. Auf diese Halle folgt wieder ein anderer Eingang, und ein Vorhof, der im Uebrigen dem vorigen gleich ist, aber durch mancherlei eingegrabene Bilder sich auszeichnet. Neben dem Eingang stehen drei Bildsäulen, von Steinen aus Syene, ganz aus einem Stück gehauen, Die eine derselben, die in sitzender Stellung, ist die größte unter allen Bildsäulen in Aegpten; das Fußgestell allein mißt über 7 Ellen. Die beiden andern, kleiner als die vorige, knieen, die eine zur Rechten, die andere zur Linken, die Tochter und die Mutter. Dieses Werk ist nicht nur wegen seiner Größe merkwürdig, sondern auch mit bewundernswerther Kunst gearbeitet und von einer ausgezeichneten Steinart; denn bei der ungeheuern Größe bemerkt man doch daran durchaus keinen Riß und keinen Flecken. Es steht darauf die Inschrift: "Ich bin Osysmandyas, der König der Könige. Will aber Jemand wissen, wie groß ich bin, und wo ich liege, der siege über eines meiner Werke." Von seiner Mutter ist noch ein anderes Bild da, welches abgesondert steht, mit 3 Kronen auf dem Haupte, zum Zeichen, daß sie die Tochter, die Gemahlin und die Mutter eines Königs war. Auf dieses Säulenthor folgt ein Säulenhof, der noch merkwürdiger ist als der vorige. Es sind darin mancherlei Darstellungen aus dem Krieg eingegraben, welchen jener König gegen die abgefallenen Bactrier führte. Er zog gegen sie aus mit 400.000 Mann Fußvolk und 20.000 Reitern; das ganze Heer bestand aus vier Abtheilungen die alle von den Söhnen des Königs befehligt waren."

1 Ein solcher Pylon, Portal, bestand aus zwei hohen, abgestürzten, viereckigen Pyramiden, zwischen welchen die Pforte war.

 

48 / Grabmal des Osymandyas

"An der ersten Wand ist der König vorgestellt, wie er eine von einem Strom umflossene Mauer stürmt, und sich einer feindlichen Schaar gegenüber, voran wagt, mit einem furchtbaren Löwen, der ihm streiten hilft." (Dieß erklärten einige so, der König habe wirklich einen zahmen Löwen gehegt, der sich mit ihm in die Schlachten wagte, und stark genug war, um die Feinde in die Flucht zu jagen. Andere erzählten, er sey ausserordentlich tapfer und stolz gewesen, und habe um sich selbst zu loben, durch das Bild des Löwen seine Geistesgröße bezeichnen wollen.) "An der zweiten Wand sind die Gefangenen, die der König mit sich führt, abgebildet, ohne männliche Glieder und ohne Hände. Das soll, wie es scheint, andeuten, daß sie keinen männlichen Muth hatten, und, wo es einen schweren Kampf galt, keine Hand rührten. Die dritte Wand enthält Bildhauerarbeiten aller Art, auch treffliche Gemälde; man sieht hier den König Stiere opfern und seinen Triumph halten nach dem Krieg. In der Mitte des Säulenhofs ist ein Altar unter freiem Himmel, aus dem schönsten Stein gebaut, äußerst künstlich und von wunderbarer Größe. Vor der letzten Wand sind zwei sitzende Bildsäulen von 27 Ellen, aus Einem Stein. Neben den selben sind drei Ausgänge aus dem Säulenhof angebracht. Sie führen zu einem auf Säulen ruhenden Gebäude, das die Gestalt eines Odeums (Konzertsaals) hat, und von welchem jede Seite 200 Fuß lang ist. Darin sind hölzerne Bildsäulen in Menge, welche Leute vorstellen, die einen Rechtsstreit haben und auf die Richter hinsehen, Diese sind an einer Wand in halberhabener Arbeit dargestellt, dreißig an der Zahl, und in ihrer Mitte der Oberrichter; an dessen Halse hängt ein Bild der Wahrheit mit geschlossenen Augen, und neben ihm liegt eine Menge von Büchern. Diese Figuren zeigen durch ihre Stellung an, daß die Richter keine Geschenke annehmen dürfen, und daß der Oberrichter nur auf die Wahrheit sehen soll."

 

49 / Grabmal des Osymandyas

"Darauf folgt ein Platz, von mancherlei Gebäuden umgeben, an denen Eßwaren aller Art, und zwar die wohlschmeckendsten, abgebildet sind. Ausser andern eingegrabenen Bildern findet man da den König, mit lebhaften Farben gemalt, wie es der Gottheit Gold und Silber darbringt, was ihm nämlich in einem Jahre aus ganz Aegypten von den Silber- und Goldbergwerken geliefert wurde. Die Summe, die unten beigesetzt ist, beträgt nach dem Silberwerth, 32 Millionen Minen. Nun folgt die heilige Bücherversammlung, welche die Aufschrift hat; "Heilanstalt für die Seele." Zunächst an derselben sind Bilder von allen Aegyptischen Göttern, wo wiederum der König Jedem die geschenke bringt, die ihm gebühren; als ob er dem Osiris und den andern Todtenrichtern beweisen wollte, daß er in seinem Leben fromm und gerecht gegen Menschen und Götter gehandelt. An die Büchersammlung stößt ein vortrefflich gebauter, für zwanzig Sätze eingerichteter Saal, mit Bildern des Zeus und der Hera und auch des Königs; dort ist, wie es scheint, der König begraben. Ringsumher ist eine Menge von zimmern gebaut, welche Gemälde von allen heiligen Thieren der Aegypter enthalten. Durch diese Zimmer führen Stufen bis oben auf das Grab. Kommt man hinauf, so finde man auf dem Denkmal einen goldenen Kreis von 365 Ellen im Umfang und 1 Elle in der Dicke. Auf den einzelnen Ellen, nach welchen er eingetheilt ist, sind die Tage des Jahrs eingeschrieben; dabei ist auch der natürliche mit dem Auf- und Untergang der Sterne bemerkt, und die Bedeutung und Wirkung dieser Erscheinung nach der Aegyptischen Astrologie." Von diesem Kreis erzählt man, er sey von Kambyses und den Persern geraubt worden bei der Eroberung von Aegypten. Nach dieser Beschreibung, die man von dem Grabmal des Königs Osymandyas gibt, scheint sich dasselbe nicht nur durch verschwenderische Pracht, sondern auch durch seinen Kunstwerth von den übrigen Werken weit auszuzeichnen.

 

50 / Uchoreus, der Erbauer von Memphis

Die Thebäer behaupten, unter allen Menschen sey ihr Stamm der älteste, und bei ihnen sey zuerst die Philosophie und eine genaue Astrologie aufgekommen. Schon die Beschaffenheit ihres Himmelsstrichs mußte ihnen bei einer sorgfältigeren beobachtung des Auf- und Unterganges der Gestirne zu statten kommen. Sie haben eine eigenthümliche Einrichtung der monate und Jahre. Sie zählen nämlich die Tage nicht nach dem Monde, sondern nach der Sonne; ihre Monate haben 30 Tage, und nach den 12 Monaten setzen sie noch 5 ¼ Tage hinzu, und auf diese Art erhalten sie ein ganz vollständiges Jahr. Sie schalten keine Monate ein, und ziehen auch [bei den Monaten] nicht einzelne Zage ab, wie die Griechen meistens thun. Die Sonnen- und Mondfinsternisse scheinen sie genau beobachtet zu haben; sie sagen diese Escheinungen auch vorraus, und geben alle einzelnen, welche vorkommen werden, ohne Fehler an. Von den Nachkommen dieses Königs hieß der achte, seinem Vater nach, Uchoreus; er erbaute Memphis, die berühmteste Stadt von Ägypten. Er wählte dazu den tauglichsten Platz im ganzen Lande, wo sich der Nil in mehrere Arme theilt und den Landstrich bildet, der wegen seiner Gestalt das Delta heißt. Daher liegt die Stadt auch sehr bequem zu Schleusen, und beherrscht die Schiffahrt in die obere Gegend. Er gab der Stadt einen Umfang von 150 Stadien, und eine ausserordentliche Festigkeit erhielt sie durch folgende geschickte Einrichtung. Da der Nil an der Stadt vorbeifließt und wenn er steigt, die Gegend überschwemmt, so ließ der König gegen Mittag einen sehr großen Wall aufwerfen, der als Schutzwehr gegen den anschwellenden Strom und zugleich gegen Feinde, die zu Land herkämen, als Bollwerk dienen sollte. Auf den anderen Seiten ließ er rings umher ein weites und tiefes Bett für einen See graben, der den Ueberfluß des Stromes aufnahm und den ganzen Umkreis der Stadt ausser dem Theil, wo der Wall aufgeführt war, ausfüllte; wodurch sie dann äusserst fest wurde. So glücklich hatte der Erbauer die Lage der Stadt gewählt, daß die folgenden Könige Thebä verließen, und beinahe alle den Sitz der Regierung und ihre Wohnung dorthin verlegten. Daher fieng auch Thebä von da an zu sinken; Memphis dagegen erhob sich, bis auf die Alexanders von Macedonien. Nachdem Dieser nämlich die Stadt am Meer, die seinen Namen führt, erbaut hatte, so waren die folgenden Beherrscher von Ägypten Alle darauf bedacht, sie empor zu bringen. Sie haben ihr, Einige durch herrliche Tempel, Andere durch Schiffszeughäuser und Seehäfen, Andere durch sonstige Prachtwerke und sehenswerthe Einrichtungen, einen solchen Glanz verliehen, daß man sie meistens als die erste oder die zweite Stadt der Welt betrachtet. Eine ausführliche Beschreibung derselben werden wir übrigens erst geben, wenn wir in der Zeitordnung darauf kommen.

 

51 / Ägyptus. Möris.

Nachdem der Erbauer von Memphis den Wall und den See angelegt, errichtete er auch Paläste, welche zwar denen in andern Ländern nicht nachstehen, aber doch nicht an die erhabene und schöne Bauart der frühern Aegyptischen Könige reichen. Die Einwohner achten nämlich das zeitliche Leben ganz gering; hingegen auf das Fortleben nach dem Tod in rühmlichem Andenken legen sie den höchsten Werth. Die Wohnungen der Lebenden heissen sie Herbergen, um anzuzeigen, daß wir uns nur eine kurze Zeit darin aufhalten; die Gräber der Verstorbenen aber nennen sie ewige Häuser, weil sie eine grenzenlose Fortdauer derselben in der Unterwelt annehmen. Daher wenden sie auf den Bau der Häuser weniger Fleiß; um so eifriger sorgen sie aber für eine unübertreffliche Ausstattung der Gräber. Die Stadt Memphis, behaupten Einige, sey nach der Tochter des Erbauers so genannt. Dieser soll, wie eine Fabel erzählt, der Flußgott Nil in der Gestalt eines Stiers genaht, und mit ihr den Aegyptus gezeigt haben, der von den Einwohnern wegen seiner Verdienste gerühmt wird. Von im habe das ganze Land den Namen erhalten. Die Regierung sey nämlich auf ihn übergegangen, und als König habe er menschenfreundlich, gerecht und wirklich tugendhaft in Allem gehandelt; weil er sich nun durch seine Güte bei Jedermann sehr beliebt gemacht, so sey ihm jene ehre zu Theil geworden. Zwölf Menschenalter später als der vorhin genannte König [Uchoreus] regierte Möris in Aegypten. Er erbaute in Memphis die nördlichen Vorhallen, welche die übrigen an Pracht weit übertreffen, Zehn Schoinen (FN, Ein Aegyptisches Längenmaß, dessen Größe verschieden angegeben wird, Nach Herodot (II, 6.) betrug ein Schoinos 60 Stadien.) Oberhalb der Stadt legte er einen See an, ein äusserst zweckmäßiges Werk, aber von ungeheuerer Ausdehnung, Denn der Umfang des Sees soll 3600 Stadien betragen, und die Tiefe an den meisten Stellen 50 Klafter, Mit Recht fragt man, um sich von der Größe der Arbeit einen Begriff zu machen, wie viele tausend Menschen und wie viele Jahre Zeit dazu erforderlich gewesen seyn mögen, Man kann in der That die Weisheit des Königs nicht genuug rühmen, dem die Einwohner von Aegypten eine für das allgemeine Beste so nützliche Anstalt verdanken.

 

52 / Aegyptus. Möris.

Weil der Nil nicht immer auf einer bestimmten Höhe liegt, die Fruchtbarkeit des Bodens aber nach dem Verhältnis dieser Höhe sich richtete, so sollte jener See den Ueberfluß des Stromes aufnehmen, damit nicht bei einer größern Wasserfülle die Ueberschwemmung zu stark würde und Sümpfe und Teiche enständen, und doch auch dann, wenn der Zufluß nicht hinreichte, die Früchte nicht durch Wassermangel Schaden litten, Von dem Fluß bis zum See führte der König einen Graben, 80 lang und 300 Fuß breit breit; nun konnte man den Strom bald herein, bald hinweg leiten, so daß man für den Feldbau gerade das rechte Maß von Wasser erhielt. Uebrigens erforderte das Auf- und Zuschließen eine sehr künstliche und kostspielige Einrichtung. Nicht weniger als 50 Talente kostete es, wenn man dieses Werrk öffnen oder schließen wollte. Auch gegenwärtig noch gewährt der See den Aegyptern denselben Vortheil, Er heißt noch jetzt, zum Andenken an den König, der ihm angelegt, der See Möris. Bei dem Ausgraben des Bett's ließ der König in der Mitte einen Platz übrig, wo der dann ein Grabmal und zwei Pyramiden erbauen ließ, die ein für sich, die andere für seine Gemahlin, jede ein Stadium hoch; darauf stellte er steinerne Bildsäulen, auf Thronen sitzend. Denn er glaubte, durch diese Werke würde sein rühmliches Andenken unvergänglich fortdauern, Den Ertrag der Fischerei aus dem See überließ er seiner Gemahlin zur Anschaffung von Salböhl und sonstigem Putzwerk, Jeden Tag belief sich der Erlös auf ein Silbertalent, Denn es gebe, sagt man, in dem See 22 Gattungen von Fischen, und man fange eine solche Menge, daß man, wenn gleich eine große Zahl von Menschen Immerfort mit Einpöckeln beschäftigt sey, doch kaum damit fertig werden könne, Dieß ist es, was die Aegypter von Möris erzählen.

 

53 / Sesoosis

Sieben Menschenalter jünger ist nach ihrer Angabe der König Sesoosis [Sesostris], welcher größere und herrlichere Thaten, als die fürhern Alle, verrichtet haben soll. Ueber diesen König lauten übrigens nicht nur die Nachrichten der Griechischen Geschichtschreiber verschieden, sondern auch Das stimmt nicht überein, was in Aegypten selbst die Priester von ihm erzählen, und die, welche ihn in Gesängen preisen. Wir werden daher nur Das wieder geben, was am glaublichsten ist und den noch im Lande vorhandenen Denkmälern am besten entspricht. Bei der Geburt des Sesoosis faßte sein Bater einen edeln, wahrhaft königlichen Entschluß, Er ließ die an demselben Tage gebornen Knaben aus ganz Aegypten zusammenbringen, stellte Wärter und Aufseher an, und bestimmte für Alle dieselbe Erziehung und denselben Unterricht. Denn er glaubte, wenn sie durch die vertrauteste Gemeinschaft von Jugend auf einander gleichgestellt wären, so würden sie die besten Freunde und im Krieg die tapfersten Kampfgenossen werden. Er sparte keine Kosten, um die Knaben durch beständige Leibesübung und durch Abhärtung zu bilden. Es durfte keiner Speise zu sich nehmen, ehe er 180 Stadien weit gelaufen war. So in den edelsten Beschäftigungen erzogen, hatten sie dann als Männer sämmtlich die Körperstärke des Fechters und die Geisteskraft und Beharrlichkeit des Herrschers sich zu eigen gemacht. Zuerst wurde Sesoosis von seinem Vater mit einem Heere nach Arabien geschickt, wohin auch seine Jugendfreunde mit ihm zogen; er übte sich durch die Jagd und gewöhnte sich an Wassermangel und kärgliche Nahrung; und nun unterwarf er diese ganze Völkerschaft, die bis auf jene Zeit unbezwinglich geblieben war. Darauf wurde er in die westlichen Gegenden gesandt, und brachte den größten Theil von Libyen un seine Gewalt, während er noch im ersten Jünglingsalter stand. Nach seines Vaters Tod übernahm er die Regierung, und stolz auf die Thaten, die er schon vollbracht, nahm er sich vor, die Welt zu erobern, Einige behaupten, das Streben nach der Allherrschaft sey durch seine Tochter in ihm geweckt worden, Diese hätte nach der Einen Nachricht so ausgezeichnete Einsichten gehabt, daß sie ihrem Vater beweisen konnte, das Unternehmen würde leicht gelingen; nach den Andern wäre ihr dabei die Wahrsagerkunst zu statten gekommen, indem sie die Zukunft aus den Opfern und aus nächtlichen Geschichten im Tempel, auch aus Zeichen am Himmel erkannt hätte. Einige Schriftsteller führen als Erklärungsgrund einen Traum an, den bei der Geburt des Sesoosis dessen Vater gehabt; Diesem soll Hephästos erschienen seyn und ihm gesagt haben, das neugeborne Kind würde die ganze Welt bezwingen, Deßwegen hätte nun der Vater die Knaben von gleichem Alter holen und ihnen eine königliche Erziehung geben lassen, um sogleich für die Eroberung der Welt die erste Vorbereitung zu treffen. Der Sohn hätte dann, so bald er erwachsen war, im Vertrauen auf die Vorhersagung eines Gottes jenen Heereszug begonnen.

 

54 / Sesoosis

Um seinen Zweck zu erreichen, suchte er sich zuerst die Zuneigung aller Aegypter zu erwerben; denn er mußte, wenn sein Unternehen ausgeführt werden sollte, versichert seyn, daß Die, welche mit ihm zögen, für ihre Anführer zu sterben bereit wären, und Die im Vaterlande zurückblieben, keine Unruhen anfangen würden, Daher wollte er Alle auf jede mögliche Art verbinden; Einige gewann er durch Geschenke an Geld, Andere durch Austheilung von Ländereien, andere durch Erlassung von Strafen; Alle aber zog er durch seine Leutseligkeit und freundliche Begegnung an sich. Die wegen eines Vergehens gegen den König angeklagten ließ er sämmtlich ungestraft, und den wegen Geldforderungen Verhafteten, deren eine große Zahl in den Gefängnissen war, schenkte er die Schuld. Das ganze Land theilte er in 36 Bezirke, welche die Aegypter Nomen nennen; über jeden derselben setzte er einen Nomarchen, der die Erhebung der Staatseinkünfte und die ganze Verwaltung in seinem Bezirk zu besorgen hatte, Auch unter diesen Männern wählte er sich die Stärksten aus, und brachte ein Heer zusammen, das seinem großen Zwecke angemessen war. Es bestand aus 600,000 Mann zu Fuß, 24,000 Reitern und 27,000 Streitwagen, Zu Anführern der einzelnen Schaaren machte er seine Jugendfreunde, die bereits im Krieg bewährten Kämpfer, die an ein edles Streben von Kindheit an gewöhnt, und durch brüderliche Liebe mit dem König un untereinander selbst verbunden waren; es waren zusammen über 1700. Unter alle die bisher Genannten vertheilte er Ländereien in der besten Gegend, damit sie ein hinreichendes Einkommen und durchaus keinen Mangel hätten, und daher um so eifriger dem Kriege sich widmeten.

 

55 / Seine Eroberungen

Nachdem die Heeresmacht gerüstet war, zog er zuerst südwärts gegen die Aethiopier. Er eroberte das Land und zwang das Volk zu einer Abgabe in Ebenholz, Gold und Elfenbein. Darauf ließ er in das rothe Meer eine Flotte von 400 Schiffen auslaufen, die ersten größeren Fahrzeuge, die in Aegypten gebaut waren. Er nahm die Inseln in jenen Gegenden, und unterwarf sich die Küstenländer bis gegen Indien. Er selbst machte mit seinem Heere den Zug zu Lande, und bezwang ganz Asien. Denn er besetzte nicht blos die Länder, welche später Alexander von Macedonien inne hatte, sondern auch die Gebiete einiger Völker, bis zu welchen Dieser nicht vordrang. Er ging über den Fluß Ganges, und nahm ganz Indien in Besitz bis an den Ocean, und die Scythischen Gebiete bis zum Fluß Tanais [Don], welcher Europa von Asien scheidet. Dort, sagt man, seyen einige Aegypter am Mäotischen See zurückgeblieben, von welchen das Volk der Cslcher (?) herkomme. Daß nämlich dieß ein Aegyptischer Stamm sey, beweise die Sitte der Beschneidung, welche sie mit den Aegyptern gemein haben, und die sich unter diesem Pflanzvolke ebenso, wie bei den Juden erhalten habe. Auch das übrige Asien brachte Sesoosis auf gleiche Weise ganz unter seine Herrschaft, wie auch die meisten der Cycladischen Inseln. Nun ging er nach Europa hinüber, und durchzog ganz Thracien; dort wäre aber bei dem Mangel an Lebensmitteln und bei der ungünstigen Beschaffenheit der Gegend sein Heer beinahe aufgerieben worden. Daher setzte er seinem Zug in Thracien eine Grenze, In den eroberten Ländern ließ er an vielen Orten Denksäulen errichten, worauf mit den sogenannten heiligen Buchstaben der Aegypter geschrieben war: Dieses Land hat mit seinen Waffen bezwungen der König der Könige und Herr der Herren, Sesoosis." Auf den Säulen ließ er bei streitbaren Völkern das männliche, bei schwachen und feigen aber das weibliche Glied abbilden; die unterscheidenden Theile des Körpers, glaubte er, würden für die Nachwelt das deutlichste Kennzeichen der geistigen Eigenthümlichkeit seyn. An einigen Orten stellte er auch sein eigenes Bild auf, aus Stein gehauen, mit Bogen und Lanze, vier Handbreiten über 4 Ellen hoch; so groß war er nämlich selbst, Die Ueberwundenen behandelte er alle mit Milde, Nachdem er seinen Zug in neun Jahren vollendet, setzte er den Völkern nach dem Maß ihrer Kräfte die Abgaben an, welche sie jährlich nach Aegypten liefern sollten; dann kehrte er mit den Gefangenen und der Beute, wovon er eine unermeßliche Menge beisammen hatte, in's Vaterland zurück. Er hatte größere Thaten als alle seine Vorgänger gethan. Die sämmtlichen Tempel in Aegypten schmückte er mit prächtigen Weihegeschenken und Siegeszeichen, Die Soldaten, die sich hervorgethan hatten, erhielten Ehrenbelohnungen nach Verdienst. Uebrigens hatte sich auf diesem Zuge nicht blos das Heer, das sich so tapfer gehalten hatte und mit Ruhm bedeckte heimkehrte, große Reichthümer erworben, sondern für ganz Aegypten gingen daraus vielfache wohlthätige Folgen hervor.

 

56 / Seine übrigen Thaten und Schicksale.

Sesoosis vergönnte nun dem Volk Erholung von den Kriegsarbeiten, und ließ seine tapfern Mitstreiter die erworbenen Güter in Ruhe genießen. Unterdessen führte der ehrbegierige, nach ewigem Ruhme strebende Mann große Werke aus, an welchen die Kunst so sehr als die Pracht zu bewundern war; während er sich selbst dadurch einen unsterblichen Namen machte, schaffte er den Aegyptern für alle Zeiten Sicherheit und Ruhe. Zuerst baute er (denn bei den Göttern wollte er anfangen) in jeder Stadt von Aegypten einen Tempel für den Gott, welcher da gerade vorzüglich verehrt wurde, Zu den Arbeiten gebrauchte er aber keinen Aegypter, sondern Alles brachte er blos durch die Gefangenen zu Stande. Daher ließ er an alle Tempel anschreiben, es habe kein Eingeborner daran gearbeitet. Von den Gefangenen, die der König aus Babyloniern mitgebracht, erzählt man, sie haben sich empört, weil sie die Beschwerden jener Arbeiten nicht ertragen konnten, und sich dann eines festen Platzes am Fluß bemächtigt, gegen die Aegypter sich gewehrt und die umliegende Gegend verwüstet, endlich, nachdem man ihnen Straflosigkeit gewährt, haben sie sich dort angesiedelt, und den Ort nach ihrer Vaterstadt Babylon genannt. Auf ähnliche Weise erklärt man den Ursprung und die Benennung der noch jetzt vorhandenen Stadt Troja am Nil. Menelaus, sagt man, habe auf der Rückfahrt von Ilios mit vielen Gefangenen in Aegypten gelandet, wo sich dann die Trojer gegen ihn aufgelehnt, und von einem Platz aus, wo sie sich festgesetzt, so lange gewehrt haben, bis ihnen Freiheit zugestanden worden sey, daß sie eine Stadt erbauen konnten, der sie nun den Namen ihrer Vaterstat gaben. Ich weiß wohl daß von der Entstehung dieser Städte Ktesias von Cnidos eine andere Nachricht gibt, nach welcher die Erbauer derselben mit Semiramis nach Aegypten gekommen wären, die Benennungen übrigens auch von ihren heimischen Städten entlehnt hätten. Indessen ist bei solche Dingen nicht leicht die Wahrheit sicher auszumitteln; aber die widersprechenden Berichte der Schriftsteller aufzuzeichnen dar man nicht versäumen, damit dem Leser die eigene zuverläßige Entscheidung unbenommen bleibt.